Yakushima – ein anderes Japan

Das Ostchinesische Meer war uns milde gestimmt und so war die 4 stündige Fährenüberfahrt von Kagoshima nach Yakushima sehr angenehm. Mit uns fuhren ein paar Japaner und eine holländische Reisegruppe. Die Anzahl Personen war aber sehr übersichtlich, da die Meisten wahrscheinlich eher mit dem schnelleren Hydrofoilboot oder per Flugzeug anreisen. 

Yakushima ist eine gebirgige Insel am Anfang einer langen Inselkette, die sich in den Süden bis fast nach Taiwan erstreckt. Besiedelt ist sie nur an der Küste, da es im Inselinnern nur Berge und dichten Wald gibt. Daher gibt es auch nur genau eine Strasse, die einmal um die Insel an der Küste entlang führt. Gut für uns, dass es hier auch Busse gibt. Sie fahren zwar nicht so häufig, wie wir es uns in Japan gewohnt sind, doch kommt man trotzdem relativ gut herum damit. 

Wir verbrachten die 4 Nächte in der Pension ‚Blue Drop‘ an der Südküste. Drei schöne Zimmer führt Yuki mit ihrem Mann zusammen. Sie war uns auch sehr behilflich mit dem Buszeitplan und konnte uns viele Infos über die umliegenden Wandermöglichkeiten und Onsenstandorte geben. Sie bieten auch eine Lunchbox zum mitnehmen an, so dass man während den Ausflügen gut versorgt ist. Auch Frühstück und Abendessen kann man per Vorabendbestellung bekommen. Wir haben jeden Abend dort gegessen, da sie einfach super gekocht haben. Unter anderem kamen wir in den Genuss eines Kaiseki Menus, ein mehrgängiges japanisches Essen mit rohem Fisch. Yuki und ihr Mann bauen die meisten Nahrungsmittel, die sie verwenden, selbst an und auch der Fisch wird von ihnen am Tag frisch gefischt. Da weiss man ein solches Menu gerade noch einmal etwas mehr zu schätzen. 

Um etwas die nähere Umgebung der rauen Küste zu erkunden, mieteten wir zwei Velos und fuhren los. Einfach der einzigen Strasse der Küste entlang. Wenigstens kann man sich so nicht verfahren :). Die Küstenregion mit den scharfen Klippen und grünen Wäldern ist wirklich traumhaft schön. Wir hatten auch Glück und konnten den ganzen Tag bei Sonnenschein umherfahren. Eine ausgiebige Mittagspause legten wir dann an einem ruhigen Plätzchen am Meer ein, assen unsere Lunchbox und horchten dem Meeresrauschen. 

Eine lustige Begegnung hatten wir mit einem älteren Japaner, der erst etwa 3 Monate auf der Insel wohnt. Wir wurden durch sein aussergewöhnliches Haus mit Café auf ihn aufmerksam. Er kochte uns Tee und Kaffee und wir unterhielten uns über die japanische Kultur und seine Gründe, die in nach Yakushima verschlagen haben. Er kam hierher um Abstand vom zu komfortablen Leben in Japan zu bekommen und wieder seinen Kopf benutzen zu müssen, so seine Worte. Ab und an müsse er aber trotzdem die Insel verlassen um als ausgebildeter Schauspieler Geld zu verdienen. Entgegen der immer noch weitverbreiteten japanischen Mentalität ‚live for work‘ ist sein Motto eher ‚work to live‘. Verhältnismässig war sein Englisch auch ziemlich gut, ehe die Zeit verging, sassen wir schon über eine Stunde mit ihm am Tisch. 

Zum Abschluss des Tages verbrachten wir noch etwas Zeit in einem natürlichen Onsenpool gleich am Meer mit etwa 37-38 Grad Wassertemperatur. Der Ausblick direkt ins Meer hinaus zur untergehenden Sonne und mit beruhigendem Meeresrauschen im Hintergrund war wirklich unschlagbar. 

Am darauffolgenden Tag regnete es in Strömen. Trotzdem machten wir uns auf in Richtung Mount Tachu. Als wir beim Ausgangspunkt ankamen zeigte sich aber immer noch das gleiche Bild. Wir warteten und hofften, dass der Regen nachlassen würde, doch leider war dies nicht der Fall. Daher entschieden wir uns mit dem nächsten Bus zurückzufahren und unsere Wanderung dann auf den nächsten Tag zu verschieben. Stattdessen verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag mit einem Schweizer Pärchen, dass genauso beim Nationalpark strandete und keine Lust auf einen kalten und vorallem nassen Wandertag hatte. Der zweite Versuch war dann aber gelungen. Etwas Sonne war zu sehen und es war nur auf dem Kamm sehr windig und kalt. Doch die meiste Zeit liefen wir im Regenwald, geschützt vor dem Wind und mussten nur auf die vielen Wurzeln der Zederbäume acht geben, da es vom Vortag noch sehr nass war. Einen kurzen Schockmoment mussten wir aber dann noch erleiden, als Lukas seinen Kopf an einem abgeschnittenen Aststrunck anschlug, dadurch ausrutschte und hangwärts ins Gebüsch fiel und dabei sein Ohr etwas lediert hatte. Zum Glück ist aber nichts Schlimmes passiert. Die bearbeiteten Teilstücke waren einfach eher auf kleinere Menschen ausgerichtet. Er ist wohl für die asiatische Welt einfach etwas zu gross :). 

Wir hoffen, dass unsere Rückfahrt nach Kagoshima genau so ruhig wird, wie die Hinfahrt. Wir bleiben dann in Kagoshima für die nächsten paar Tage, da die Stadt eine gute Basis bietet, um von dort den Südzipfel Kyushus zu erkunden. 


Nagasaki – Make Love Not War

Nach unserem kurzen Stopp in Fukuoka freuten wir uns auf Nagasaki. Den Meisten wahrscheinlich leider bekannt durch die Vorkommnisse im zweiten Weltkrieg, als eine U.S. Atombombe über Nagasaki explodierte. Heutzutage ist es aber eher die ausgeprägte Foodszene oder der Schiffbau wofür Nagasaki bekannt ist. Nagasaki ist wieder eine lebendige Stadt. Entlang einer tiefen Meeresbucht erstreckt sich das Stadtgebiet mit einigen Parks und diversen autofreien Fussgängerzonen. Wie in unseren Schweizer Städten gibt es auch hier oberirdische Trams anstatt eine U-Bahn. 

Wir haben uns in die 40er Jahre zurück versetzen lassen und besuchten den Peace Park sowie das dazugehörige Museum über den Atombobenabwurf im zweiten Weltkrieg. Es gibt viel Videomaterial aber auch einige Überbleibsel aus der damaligen Zeit, die ausgestellt sind. Zur Zeit als wir dort waren konnten wir viele Schulklassen sehen, die diese Orte auch besuchten. Den Japanern ist es wichtig, dass dieses Ereignis nicht vergessen geht und auch die Kinder von heute informiert sind und weiter darüber sprechen. Eine solche Tragödie sollte niemals vergessen gehen.

Unsere Airbnb-Wohnung war perfekt gelegen, sodass wir das Zentrum gut zu Fuss erkunden konnten. Gleich nebenan fanden wir ein geniales Restaurant ‚Robata Asa Kisaburo‘,dass eine Art Tapas-Konzept mit japanischen Gerichten anbietet. Durch Zufall sind wir dort gelandet und haben auch am darauffolgenden Abend gleich nochmals dort gegessen. Nicht nur für frischen Fisch, sondern auch für das super Wagyu Rind ist Nagasaki bekannt. Beides haben wir im besagten Restaurant natürlich ausprobieren müssen. Das Tapas-Konzept kam uns gerade recht, denn so konnten wir noch viele andere Gerichte testen. Insgesamt waren es etwa 12 Gerichte: Wagyubeef, diverses Sashimi, gegrillte Makrele, japanischen Gurkensalat, gegrillte Bohnensprossen, crispy Huhn, gebratene Reisbällchen, und und und….jedes davon war top!

Nach drei Tagen in der Stadt machten wir noch einen kurzen Abstecher für zwei Nächte ins kleine Dörfchen Unzen, etwa 60km von Nagasaki entfernt, in den Bergen gelegen. Temperaturmässig mussten wir uns wieder auf etwas kühlere Zeiten einstellen. Es eignet sich aber sehr zum Wandern und bietet gute Möglichkeiten um einmal ein Onsen, ähnlich einem Thermalbad auf Schwefelbasis, zu besuchen. Leider darf man keine Fotos machen, da man ähnlich wie im Hamam mit einem Tuch bekleidet ist, jedoch im Wasser nackt badet. Daher sind die Geschlechter auch getrennt. Zur Veranschaulichung findet ihr aber ein Foto der Website von einem Onsen, welches wir unter anderem besucht haben. Ein heisses Bad dort kam uns gerade recht, nachdem wir eine Wanderung bei Nebel und starkem Wind hinter uns hatten und ziemlich durchgefroren waren.

Wir übernachteten im Guesthouse Tsudoi im Dorfkern. Wirklich eine herzige kleine Unterkunft mit tollen Mitarbeitern, die gut englisch sprechen. Lustigerweise trafen wir genau einen der vier Abende im Jahr, an dem es ein kleines Streetfoodfestival gab. Es waren etwa 6 verschiedene Stände da, an denen zum Beispiel Yakitori, die japanischen Fleischspiesschen, Sobanudelsuppe oder Takoyaki, die Oktopusbällchen angeboten wurden. Mit zwei anderen Reisenden aus der Unterkunft haben wir einiges ausprobiert und verbrachten einen tollen Abend. 

Wir reisen weiter in Richtung Süden nach Yakushima, eine bei Kagoshima vorgelagerte Regenwaldinsel, die per Fähre innerhalb von 4 Stunden erreichbar ist.